- Aus Neuseeland ins ferne Europa: Traum von der Formel 1
- Lawson jagt Tabellenführer Zendeli: „Wir können ihn schnappen“
- De Jong über Lawson: „Er ist bereit, alles zu investieren“
München. Wenn es in der ADAC Formel 4 auf den Rennstrecken in Deutschland und Österreich zur Sache geht, fiebern seine Fans und die Familie am anderen Ende der Welt mit. Gemeint ist Liam Lawson - der schnelle Neuseeländer, der in der Highspeedschule des ADAC für das niederländische Team Van Amersfoort Racing angreift. Und fernab seiner Heimat läuft Lawson auf Anhieb zur Topform auf. Neun Rennen, zwei Siege, drei zweite Plätze, Tabellenplatz zwei - Lawson hat der ADAC Formel 4 schon nach drei Rennwochenenden seinen Stempel aufgedrückt.
„Momentan läuft es perfekt, gerade das Wochenende auf dem Lausitzring war außergewöhnlich. Ich hätte niemals für möglich gehalten, solche Ergebnisse einzufahren“, sagte Lawson, der in der Lausitz zwei Siege und einen zweiten Platz geholt hatte: „Wir haben den Speed, hier und da auch das nötige Glück, und vor allem macht das Team einen perfekten Job und stellt mir immer ein super Auto hin.“
Und der 16-Jährige hat längst noch nicht genug. Auch auf dem Red Bull Ring (8. bis 10. Juni) soll es möglichst wieder ganz nach vorne gehen, um dem großen Ziel von der Meisterschaft ein weiteres Stück näherzukommen. „Wir haben dort schon getestet, eine tolle und wunderschöne Strecke“, sagte Lawson. Derzeit liegt in der Gesamtwertung nur Lirim Zendeli (18, Bochum, US Racing CHRS) vor dem schnellen „Kiwi“ - doch der Vorsprung des Bochumers schmilzt. Während Lawson auf dem Lausitzring jüngst 68 der möglichen 75 Punkte holte, waren es für Zendeli „nur“ deren 37. „Es ist noch ein langer Weg, aber wir können Zendeli schnappen“, sagt Lawson, der im bisherigen Saisonverlauf 25 Zähler weniger geholt hat als Zendeli.
Die Vita des Neuseeländers liest sich wie die vieler Motorsporttalente. Den ersten Schritten und Erfolgen im Kartsport folgte der Sprung in den Formelwagen. 2017 ging Lawson in der australischen Formel 4 an den Start und holte die Vizemeisterschaft, in der neuseeländischen Formula Ford schnappte er sich den Titel. Lawson fühlte sich bereit für die nächsten Aufgaben - und wagte den Schritt nach Europa.
„Seit ich ein kleines Kind war, habe ich davon geträumt, dort Rennen zu fahren“, sagte Lawson: „Ich möchte es in die Formel 1 schaffen - nun bin ich diesem Traum einen Schritt nähergekommen.“ Im Juli gastiert die ADAC Formel 4 im Rahmenprogramm der Formel 1 beim Großen Preis von Deutschland. Liam Lawson ist dann also schon einmal ganz nah dran an seinem Traum. „Für mich ist das das absolute Highlight des Jahres“, sagt der Neuseeländer.
Für Jeroen de Jong, Formel-4-Teammanager bei Van Amersfoort, war genau diese Bereitschaft, die gewohnte Umgebung zu verlassen, sehr beeindruckend. „Wenn ein junger Rennfahrer für seinen Sport vom anderen Ende der Welt nach Europa kommt, zeigt das, dass er bereit ist, für seinen Traum alles zu investieren“, sagte de Jong über den 16-jährigen Lawson: „Er hat uns schon bei den Tests überzeugt und auch an den ersten Wochenenden sehr gute Ergebnisse erzielt. Gerade jetzt auf dem Lausitzring war er beeindruckend. Nicht nur aufgrund seiner Erfolge, sondern auch wegen seines gewagten aber jederzeit kontrollierten Stils.“
Doch nicht nur sportlich erlebt Liam Lawson in diesen Monaten viel Neues, sondern auch abseits der Rennstrecke. Das Leben, das Essen, die Kultur in Europa sind eben doch ganz anders als in Neuseeland. Familie und Freunde sieht der 16-Jährige zwar immer noch regelmäßig – aber eben nur noch über das Internet.
Doch Lawson schreckt vor diesen Herausforderungen nicht zurück - ganz im Gegenteil. „Ich habe sie ja gesucht, weil ich meinen Traum, im Motorsport Fuß zu fassen und eines Tages in der Formel 1 zu fahren, verwirklichen möchte“, sagt der 16-Jährige: „Meine Eltern, meine Familie und meine Förderer unterstützen mich, da mache ich mir gar keine Sorgen.“