- Der Este „hat als Fahrer viel dazugelernt“
- Vips: „Zwei großartige Jahre in der ADAC Formel 4“
München. Knapp vier Wochen ist es her, dass Juri Vips (17, Estland, Prema Powerteam) am Hockenheimring seinen ersten Meistertitel und bislang größten Erfolg seiner Karriere feierte. Im spannenden Finale der ADAC Formel 4 setzte sich der Este nach einem wahren Thriller als neuer Champion und dritter Meister in der Geschichte der ADAC Formel 4 durch. „Ich habe als Fahrer viel gelernt“, lautet Vips’ Bilanz nach zwei Jahren in der Highspeedschule des ADAC. Was er alles in der Formel-Nachwuchsserie des ADAC gelernt hat und dass er bereit ist für die nächsten Schritte, hat Vips schon unter Beweis gestellt. Mitte Oktober nahm er zum ersten Mal in einem Formel-3-Fahrzeug Platz.
Juri, lass noch einmal das finale Wochenende der ADAC Formel 4 Revue passieren. Es war das bisher engste Finale in dieser Serie. Hast Du den Titelgewinn inzwischen realisiert?
Juri Vips: „Es hat schon eine Weile gedauert. Aber jetzt ist das Gefühl, der Champion der ADAC Formel 4 2017 zu sein, wirklich bei mir angekommen. Und natürlich fühlt es sich fantastisch an. Es war unglaublich! Die ganze harte Arbeit hat sich ausgezahlt. Das war ein unglaublich intensives Jahr mit vielen Höhen und Tiefen.“
Du hast sicher viele Glückwünsche erhalten, welche kamen für Dich überraschend?
Vips: „Um ehrlich zu sein, haben mir hauptsächlich die Menschen gratuliert, mit denen ich während des Jahres gearbeitet habe. Die überraschendsten Glückwünsche kamen sicher von den Leuten, mit denen ich seit Jahren nicht gesprochen habe.“
Du warst in dieser Saison so etwas wie der “Mister Konstanz”, hast in 20 der 21 Rennen gepunktet. Wo siehst Du Deine Stärken und woran musst Du noch arbeiten?
Vips: „Natürlich war die Konstanz der Schlüssel, um die Meisterschaft zu gewinnen. Aber ich bin auch ganz ehrlich: In einigen Qualifyings sind uns ein paar dumme Fehler unterlaufen, die uns gute Startpositionen gekostet haben. Aber am Ende ging ja alles gut aus.“
Wie lief das letzte Rennwochende? Was ging in Dir vor, als Deine beiden Mitkonkurrenten um den Titel, Van Amerfoort-Pilot Felipe Drugovich das erste Rennen gewonnen hatte, und Du wusstest, dass Dein Teamkollege Marcus Armstrong die Pole im letzten Rennen hat?
Vips: „Auch am letzten Rennwochenende lief es zunächst nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten. Nach dem ersten Rennen und Felipes Sieg wusste ich, dass meine Siegchancen sehr gering sind. Aber dann hatte ich ‚Glück’ im zweiten Rennen, als er wegen eines mechanischen Ausfalls keine Punkte holte. Und, ganz ehrlich, habe ich mir über das dritte Rennen keine Gedanken gemacht. Ich fuhr hinter Marcus, der auf der Pole war. Daher wusste ich, dass ich im Fall seines Sieges das Rennen nur als Zweiter beenden musste. Am Ende hat es gereicht, und deshalb bin ich einfach nur glücklich.“
Dein Teamkollege Marcus Armstrong war nach dem letzten Rennen verständlicherweise sehr enttäuscht. Hast Du ihn in der Zwischenzeit gesehen, wie ist euer Verhältnis?
Vips: „Ich war überrascht, dass er nach dem Rennen so freundlich zu mir war. Aber es hat schon ein paar Stunden gedauert, bis er das verdaut hatte. Jetzt ist unser Verhältnis wieder so wie immer. Wir kommen perfekt miteinander klar. Es war ein echtes Vergnügen, mit ihm in einem Team zu arbeiten.“
Bei einem Blick auf die Saison, was waren die Höhepunkte, was die Tiefpunkte?
Vips: „Highlight war sicher der Tag, an dem ich die Meisterschaft gewann, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Der Tiefpunkt war vielleicht, als beim dritten Rennen am Lausitzring sowohl ich, als auch Marcus von einem anderen Fahrzeug in einer Ecke herausgedrückt wurden. Das führte zu meinem einzigen ‚did not finish‘ in dieser Saison, nachdem ich alle anderen Rennen in den Punkten beendet habe. Und weil das völlig außerhalb meiner Kontrolle lag, war ich nach dem Rennen auch ziemlich sauer.“
Welchen Anteil an Deinem Erfolg hat Dein Team?
Vips: „Ich kann dem Prema Powerteam nicht genug danken! Sie haben diese Saison fast alle Team-Meisterschaften gewonnen. Bei der Art und Weise, wie bei Prema gearbeitet wird und die Fahrer vorbereitet werden, ist es keine Überraschung, dass sie in diesem Bereich einfach das beste Single-Seater-Team sind.“
Kommen wir noch einmal zurück auf die Konkurrenz. Welche anderen Piloten haben dich in dieser Saison beeindruckt und überzeugt?
Vips: „Felipe Drugovich war überraschend schnell, das muss ich sagen. Als er mit Prema getestet hat, war er nicht so schnell. Insofern war ich von seinem Tempo über die ganze Saison sehr überrascht. Ehrlich gesagt hätte ich erwartet, dass Nicklas Nielsen in diesem Jahr mit mir um die Meisterschaft kämpft. Er ist ein großartiger und erfahrener Fahrer und ich hätte ihn in der Meisterschaft weiter vorne erwartet.“
2017 war Dein zweites Jahr in ADAC Formel 4. Wie wichtig war diese Serie für Dich und Deine Karriere?
Vips: „Es waren zwei großartige Jahre für mich in der ADAC Formel 4. Vor allem in dieser Saison. Es gab nur wenige Rookies, und das Teilnehmerfeld lag so eng zusammen wie nie zuvor in Bezug auf Tempo und Erfahrung.“
Knapp vier Wochen nach Deinem Titelgewinn bist Du Mitte Oktober erstmals in der Formel 3 an den Start gegangen. Wie kam es dazu und wie lief es?
Vips: „Das war eigentlich ganz einfach. Ich habe am Montag vor dem Rennwochenende am Hockenheimring den Anruf erhalten und bin am Mittwoch nach Deutschland gereist, um das freie Cockpit beim Team Motopark zu übernehmen. Und dann lief es tatsächlich viel besser als erwartet. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich buchstäblich ohne Vorbereitung in die Veranstaltung gegangen bin. Und am Ende mit zwei Rookie-Podien nach Hause zu kommen, das kam wirklich unerwartet. Natürlich hat es auch Spaß gemacht, mal wieder ein Rennen mit den ‚alten Kollegen’ Joey Mawson und Mick Schumacher zu bestreiten.“
Wie sehen Deine Planungen für dieses Jahr und die Zukunft aus?
Vips: „Ich konnte feststellen, dass ich mich als Fahrer verbessert habe und werde alles daran setzen, mich auch in Zukunft als Fahrer weiter zu verbessern. Ein Aufstieg in die Formel 3 wäre super. Mal schauen, was der Winter bringt. Ich liebe den Motorsport und wäre glücklich, von dem, was ich liebe, in der Zukunft leben zu können.“