- Rollendes Museum erkundet in diesem Jahr das Salzkammergut
- Design-Klassiker, Exoten und Alltagshelden verkörpern das Starterfeld
- Genussvolles Reisen in geschichtsträchtigen Automobilen
München. Vom 14. bis zum 18. September sind über 80 historische und klassische Fahrzeuge bei der ADAC Europa Classic 2020 auf den kurvenreichen Straßen rund um den österreichischen Wolfgangsee unterwegs. Auf entspannter Oldtimer-Wanderung durch das malerische Salzkammergut verkörpert das Teilnehmerfeld der ADAC Europa Classic auch in ihrer dritten Ausgabe einen facettenreichen Querschnitt der Automobilgeschichte und bietet neben technischen Highlights ebenso zahlreiche Besonderheiten für Oldtimer-Liebhaber: Design-Ikonen rollen Seite an Seite mit den Traumwagen von gestern. Start- und Zielpunkt der viertägigen Oldie-Karawane ist an allen Tagen das idyllische St. Wolfgang.
Den opulenten US-Chic der frühen Siebziger verkörpert der Buick Riviera GS von Andreas Müller-Witt: Der 1973 gebaute, fast 5,70 Meter lange V8-Bolide ist mit seinem markanten Bootsheck ein echter Vertreter einer Zeit, in der die Phantasie der Designer nahezu endlos schien. Auch bei der Entstehung des von Dr. med. Gunther Gropper gefahrenen 1973er Citroen SM mit seinem anspruchsvollen Maserati-Motor und dem futuristischen Styling genoss eine anmutige Erscheinung höchste Priorität.
Ältester automobiler Zeitgenosse bei der diesjährigen ADAC Europa Classic ist das AC 16/70 Drophead Coupé von Dieter Krawczyk aus Nettetal. Bereits im Jahr 1936 gebaut, erkundet der Klassiker aus Großbritannien mit soliden 70 PS stilsicher die herrliche Landschaft um den Wolfgangsee im Salzkammergut. Eine jüngere und dazu hochmotorisierte Variante der Luxus-Limousine verkörpert dagegen Anton Ettenhofers Mercedes-Benz 450 SEL 6.9, der als "Sportler im Business-Anzug" seine 286 PS diskret im barocken Design der S-Klasse versteckt. 1978 gefertigt, war der Viertürer mit V8-Motor auch bei vielen Motorsportlern erste Wahl.
Die Konkurrenz aus Bayern kopierte das Konzept im Modell BMW M5 der Baureihe E28 und setzte auf exakt die gleiche PS-Zahl - allerdings aus sechs seidig klingenden Zylindern: 286 Pferdestärken bringt das Exemplar von Reinhart Stiemer, das 1987 vom weiß-blauen Band lief, an die Hinterachse.
Ganz bodenständig geht Schlagerstar Stefanie Hertel an den Start. Für die Sängerin und ihre Band "More than Words" mit Tochter Johanna Mross und Ehemann Lanny Lanner ist der volksnahe Zweitakt-Klang eines 1989er Trabant 601 der richtige Soundtrack für die Fahrt vor imposanten Bergen und naturgrünen Seen. Der legendäre DDR-Bestseller ist der jüngste Klassiker im Feld der ADAC Europa Classic und eine Erinnerung daran, dass man auch mit nur 26 PS zur Ikone werden kann.
Ganz nah dran am Asphalt ist Dr. Thomas Lederer aus Traunstein in seiner Alpine Renault A310 V6. Der nur 115 Zentimeter hohe Wagen ist für das Kurvenparadies zwischen Mond- und Attersee wie gemacht, denn die im Heck arbeitenden 171 PS haben mit dem nur 980 Kilogramm schweren gallischen Flach-Mann leichtes Spiel. Ähnlich rustikalen Fahrspaß bietet Wilfried Gschneidingers 1981er Morgan Plus 8. Tatsächlich ist der knorrige Roadster eine Art Zeitreisender in Sachen Fertigung. Der Brite mit dem bulligen V8-Motor entstand bis 2004 in reiner Handarbeit - inklusive Rahmen aus Eschenholz.
"De Soto Firedome" - im Facel Vega FV3 von Karsten Höhns treffen US-Motorentechnik und detailverliebte Manufakturarbeit aus Frankreich aufeinander und verbinden sich zu einem transatlantischen Gran Turismo der speziellen Art. 200 PS waren 1956 eine echte Ansage, mit der der europäische V8-Bolide auch heute noch souverän durch das Salzkammergut rollt.
Nicht verstecken muss sich trotz im Vergleich dazu magerer 75 PS dabei das Borgward Isabella Coupé von Andreas Bauer. Das schnittige Gefährt aus Bremen galt 1958 doch als echter Traumwagen des Wirtschaftswunders.
Ob Front- oder Heckantrieb, Vorkriegsklassiker oder Alltags-Oldie, Stahldach oder Stoffhaube - das Teilnehmerfeld der ADAC Europa Classic ist auch 2020 wieder ein Garant für automobile Vielfalt und Fahrspaß in buchstäblich all seinen Formen. Lebensfrohe technische Antiquitäten bilden damit bei der gelassenen Tour durchs alpine Österreich eine rollende Geschichtsstunde in Sachen Automobil-Historie. "Lerne zu reisen, ohne zu rasen" lautet das Motto, das an den vier Tagen der ADAC Europa Classic für unvergessliche Momente sorgt.