- Rückblick der neuen Champions van der Linde/Rast auf ihre Meistersaison
- Konstanz war Trumpf: Audi-Duo punktet in allen Rennen
- Van der Linde und Rast über Höhen und Tiefen in der ADAC GT Masters-Saison 2014
Nach 16 Rennen, drei Siegen, vier Pole Positions und insgesamt neun Podestplätzen stand der Titel: Kelvin van der Linde (18, ZA) und René Rast (28, Frankfurt / Prosperia C. Abt Racing) haben im Audi R8 am Ende einer beeindruckenden Saison die Fahrerwertung im ADAC GT Masters gewonnen. Die beiden neuen Champions sprechen im Interview über ihre “Meisterstück”.
Wie habt ihr die Tage nach dem Titelgewinn erlebt? Wie waren die Reaktionen, habt ihr viel gefeiert?
René Rast: „Wir haben gefeiert, aber es hat sich in Grenzen gehalten. Die Reaktionen auf den Titel von Fans und Medien waren toll. Ich habe noch nie so viel Betrieb auf meiner Facebook-Seite gehabt, wie beim Finale. Die Reaktionen haben mir auch gezeigt, welch großen Stellenwert die Serie mittlerweile hat.“
Kelvin van der Linde: „Es waren tolle Momente. Wir hatten eine großartige Fan-Unterstützung. Auch in Südafrika haben mir viele Fans die Daumen gedrückt und ich habe dort eine Menge Leute mit dem Titel sehr stolz gemacht. Nachdem ich nach Südafrika zurückkehrt bin, haben wir im kleinen Kreis mit Familie und einigen guten Freunden gefeiert. Der Alltag hat mich aber leider schnell wieder eingeholt, jetzt ruft erst einmal wieder die Schule.“
Ab dem Saisonstart in der etropolis Motorsport Arena Oschersleben lagt ihr permanent auf den vorderen Tabellenplätzen. Wann habt ihr erstmals so richtig an den Titel geglaubt?
Rast: „Wir sind mit dem Titel im Hinterkopf bereits in unser erstes Rennen gestartet. Unsere Taktik war immer zu punkten und kein Risiko einzugehen. Im vergangenen Jahr konnte man mit recht vielen Nullern zum Titel fahren, wir wollten das in diesem Jahr etwas intelligenter anstellen und immer punkten. Nach dem Doppelsieg auf dem Sachsenring und dem guten Vorsprung in der Tabelle war uns klar, dass unsere Chancen sehr gut stehen.“
Van der Linde: „Wir konnten uns im Saisonverlauf nie sicher sein, denn wir wussten nicht, was der Porsche von van Lagen noch für Überraschungen bereit hält. Nach dem Doppelsieg am Sachsenring wussten wir allerdings, das wohl nur noch wenig schief laufen kann. So richtig hatte ich aber auch nie Zeit, mir über die Tabellensituation Gedanken zu machen, denn die gesamte Saison ist fast wie im Flug vergangenen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das letzte Rennen schon gefahren ist.“
Wie habt ihr vor dem Saisonstart reagiert, als euer Teamchef Christian Abt festgelegt hat, dass ihr beide gemeinsam im ADAC GT Masters startet?
Rast: „Ich habe mich natürlich schon etwas gewundert, denn ich hatte zuvor noch nichts von Kelvin gehört. Aber letztendlich war es eine Entscheidung des Teams zu bestimmen, wer zusammen mit mir startet. Ich habe Kelvin nicht sofort in alle Geheimnisse eingeweiht, denn den Respekt musste er sich erst erarbeiten. Das hat er allerdings sehr schnell getan. Durch seine steile Lernkurve bin ich auch offener ihm gegenüber geworden und habe ihm immer mehr Details gezeigt.“
Van der Linde: „Das Team wollte einen Nachwuchsfahrer mit einem Profi kombinieren, daher
stand für mich fest, dass ich einen sehr schnellen Teamkollegen bekomme. Als dann René mein
Teamkollege wurde, hat mich das schon begeistert. Ich habe seine Karriere sehr eng verfolgt, er
ist eines meiner Vorbilder im Motorsport. Mit ihm zu fahren war für mich wie ein Traum. Ich
wusste, dass ich eine Menge von ihm lernen konnte und so war es dann auch. Viele Rennfahrer
haben ein sehr großes Ego und geben nur ungern etwas Preis. René war aber immer sehr offen.
Er hat mir viel gezeigt und erklärt. Als es in Hockenheim um alles ging, hat er mir noch einige
Tricks mit auf den Weg gegeben.“
Welches war euer schwierigstes Rennwochenende?
Van der Linde: „Das war eindeutig am Slovakia Ring. Wir sind dort nicht richtig auf Tempo
gekommen. BMW war sehr stark, wir haben auch noch eine Strafe kassiert. Drei
Rennwochenende vor Saisonende haben wir nicht nur kaum gepunktet, sondern sind auch von
der Tabellenspitze auf Rang drei zurückgefallen.“
Welches Rennen oder welcher Erfolg war der wichtigste auf dem Weg zum Titel?
Rast: „Das war für mich der zweite Platz im zweiten Lauf auf dem Red Bull Ring. Damit sind wir
als Tabellenführer in die Sommerpause gegangen. Ohne diese Punkte wären wir zum Start in
die zweite Saisonhälfte in einer ganz anderen Lage gewesen. Wir hätten zum Saisonende
deutlich mehr riskieren und attackieren müssen. Durch Platz zwei und die Tabellenführung in
der Halbzeitpause war es deutlich entspannter.“
Van der Linde: „Der Doppelsieg am Sachsenring war schon sehr wichtig, aber der zweite Platz
auf einer für unser Fahrzeug so schwierigen Strecke wie dem Red Bull Ring war fanatisch. Wir
sind die Ersten, die auf trockener Strecke in einem R8 dort auf das Podium gefahren sind. Das
Ergebnis hatte grosse Auswirkungen auf die zweite Saisonhälfte.“
Beim Finale war es nochmals enorm spannend. Im ersten Lauf in Hockenheim ist auch euer
Verfolger Jaap van Lagen zwischenzeitlich sehr nah gekommen. Wie habt ihr das erlebt?
Rast: „Es sah danach aus, als wenn van Lagen auf dem Podium landet und viele Punkte aufholt,
wir hingegen nicht punkten. Das Team hat mir dann gefunkt, das van Lagen eine Strafe nach
einem Vergehen beim Boxenstopp erhält und ich habe sofort im Auto angefangen zu rechnen.
Es hat lange gedauert, bis er die Strafe angetreten hat und ich habe mehrmals beim Team
nachgefragt, bis sie mir recht unverständlich gesagt haben, ich solle mich auf das Rennen
konzentrieren. Nachdem der Porsche die Strafe absolviert hat und hinter uns lag, war mir klar,
dass wir die Meisterschaft gewinnen.“
Van der Linde: „Ich habe das alles nicht mitgekommen. Nach meinem Stint war ich sehr von
meiner Leistung enttäuscht. Ich bin aus der Box gegangen und habe mich auf die Tribüne
gesetzt. Dort gab es kein TV-Bild, daher wusste ich nicht so recht, was passiert. Erst als ich dann
kurz vor Rennende zurück an die Box gekommen bin, hat mir jemand erzählt, was geschehen
ist. Ich hatte dann schon sehr gemischte Gefühle. Uns war der Titel zwar nicht mehr zu nehmen,
aber ich wollte mich nicht darüber freuen, dass jemand anderes eine Strafe bekommen hat.“
Wird der Titel im kommenden Jahr verteidigt?
Rast: „Sollte ich wieder im ADAC GT Masters starten, ist natürlich das Ziel, den Titel zu
verteidigen. Ich würde gerne wieder im ADAC GT Masters starten, aber letztendlich liegt diese
Entscheidung nicht alleine in meiner Hand. Konkrete Pläne gibt es zu diesem Zeitpunkt noch
nicht.“
Van der Linde: „Ich würde gerne wieder im ADAC GT Masters fahren, für Audi starten und im
Team von Christian Abt bleiben und werde alle dafür geben. Aber derzeit ist es noch zu früh, um
über die kommende Saison zu sprechen.“