- Schweizer verteidigt Titel in der Pirelli-Trophy-Wertung
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Drei Titelgewinne mit drei verschiedenen Fahrzeugen und Teams
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Konstanz ist Schlüssel zum Erfolg
Hockenheim. Mission Hattrick erfolgreich absolviert: Audi-Pilot Remo Lips (35/CH, Aust Motorsport) hat sich beim Saisonfinale des ADAC GT Masters in Hockenheim vorzeitig zum dritten Mal in Folge den Titel in der Pirelli-Trophy-Wertung gesichert. „Dass mir der Hattrick gelungen ist, ist sehr schön“, sagte der Schweizer nach dem Titelgewinn. „Das ist ein tolle Belohnung für unsere Arbeit in der Saison.“
Mit dem dritten Titelgewinn ist Lips nun alleiniger Rekordchampion in der Wertung für Nichtprofis und übertrumpft damit seinen Landsmann Toni Seiler, der sich 2009 und 2010 den Titel sicherte. „Es bedeutet mir sehr viel, dass ich Toni übertroffen habe. Ich kenne ihn sehr gut und bin zwei Jahre in seinem Team gefahren“, so Lips. „Wir werden sicher noch heute telefonieren“. Was die Erfolge von Lips außerdem besonders macht: Ihm gelang der Titelhattrick mit drei verschiedenen Fahrzeugen und drei verschiedenen Teams: 2016 in einer Corvette Z06.R GT3 von RWT Racing, 2017 im Nissan GT-R NISMO GT3 von MRS GT-Racing und nun im Audi R8 LMS der westfälischen Mannschaft Aust Motorsport, für die es der erste Titelgewinn im ADAC GT Masters ist. Sein Erfolgsrezept? „Konstant sein. Ich bin nie ausgefallen in der Saison. Und ganz so langsam bin ich ja auch nicht“, sagte Lips lachend, der 2018 in jedem der bisherigen 13 Rennen Punkte in der Pirelli-Trophy-Wertung einfuhr und auf dem Nürburgring und dem Sachsenring – unterstützt von Partner Maximilian Hackländer (28/Rüthen) die Klasse gewann. „Diese Rennen waren für mich auch die Saisonhighlights.“ Einen kleinen Wermutstropfen hatte der Saisonverlauf für den ehrgeizigen Alpenländer jedoch: „Ich wäre gerne mal im Gesamtergebnis in die Top Ten gefahren und hätte einen Meisterschaftspunkt geholt. Aber bei der extremen Leistungsdichte ist dies für Nichtprofis wirklich nicht einfach.“
Dass Lips in dieser Saison nach mehreren Saisons im GT3-Sportwagen mit Frontmotor auf den Mittelmotor-Audi R8 wechselte, war eine neue Herausforderung: „Ich habe ein bisschen das Problem, dass ich immer noch den Corvette-Style im Kopf habe.“ Der Audi R8 LMS sei ein riesiger Unterschied zur Corvette Z06.R GT3, mit der Lips fünf Saisons bestritt: „Bei der Corvette wusste man genau, wann man über dem Limit ist. Beim Audi fährt man dagegen ans Limit und muss eigentlich sogar darüber hinaus, damit man schnell ist“, so der 35-Jährige. „Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.“ Einfacher war dagegen der Wechsel ins neue Team. „Am Anfang musste er die Umgewöhnungsphase auf den Audi meistern. Im Laufe der Saison hat er sich sehr gut auf den R8 eingestellt. Wenn er Vertrauen ins Auto gefasst hat, ist er sehr schnell. Das haben wir am Sachsenring gesehen. Über viele Runden Titelkandidat Robert Renauer hinter sich zu lassen ist eine bemerkenswerte Leistung“, lobt Teamchef Frank Aust. Und auch Teamkollege Maximilian Hackländer, der ebenfalls kein Rennprofi ist, ist begeistert vom Schweizer: „Remo ist ein lieber und sehr lustiger Typ. Wir harmonieren super miteinander. Er arbeitet sehr konzentriert und will sich immer verbessern.“ Lips gibt die Komplimente gerne zurück: „Maxi ist ein Hammer-Teamkollege. Er macht einen Super-Job und ich bin echt glücklich, dass ich mit ihm fahren darf. Er ist echt schnell und hat in einigen Rennen bewiesen, dass er schneller als einige Werksfahrer fahren kann.“
Seine Liebe zum Rennsport begann bei Lips bereits mit sechs Jahren. Im Alter von 14 Jahren kam er vom Kartfahren über die Formel-Nachwuchsschule des ADAC in den Motorsport. Mit 16 startete er in der BMW Formel ADAC und konkurrierte mit späteren Formel-1- oder DTM-Piloten wie Christian Klien, Timo Glock und Maro Engel. Danach folgten Einsätze im Renault-Markenpokal sowie in der Langstrecken-Meisterschaft. 2010 und 2011 nahm Lips erstmals sporadisch am ADAC GT Masters teil, bevor sein Name seit 2012 auf keiner Starterliste mehr fehlen durfte. Mittlerweile ist er dort einer der erfahrensten Piloten überhaupt. Mit bisher 113 Rennen haben nur fünf Fahrer in der Meisterschaft mehr absolviert als der Zürcher.
Außerhalb des Rennsports ist Lips in der Immobilienbranche tätig. „Das macht mir auch sehr viel Freude.“ Davor machte er etwas komplett anderes: „Schwer vorstellbar, aber ich habe ursprünglich mal Koch gelernt.“ Die Lehre absolvierte er parallel zu seinen ersten Schritten im Automobilsport. „Den Rennsport habe ich daher eigentlich nie zu hundert Prozent gelebt. Deswegen fahre ich auch deutlich weniger als viele andere Piloten im Feld.“ Um nicht aus der Übung zu kommen, geht der Pirelli-Trophy-Champion nach wie vor gerne Kart fahren. Aber auch der historische Rennsport hat es ihm angetan: Im Sommer startete er erneut beim Le Mans Classic in einem Shelby Mustang und einem Ferrari 512 BB/LM. Nebenbei ist er begeisterter Skifahrer und begann vor Kurzem mit dem Boxen. Wie er Motorsport, Beruf und Freizeit unter einen Hut bringt, wundere ihn manchmal selbst. „Mein Kopf ist überall, aber momentan schaffe ich es noch“, so Lips.