- Zweimaliger Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister debütiert im ADAC GT Masters
- Bernhard startet im Porsche 911 des eigenen Rennstalls KÜS Team75 Bernhard
- Deutscher teilt sich Fahrzeug mit Porsche-Werksfahrerkollege Kévin Estre
München. Von der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in das ADAC GT Masters: Sportwagen-Star Timo Bernhard (36/Bruchmühlbach-Miesau) startet 2018 erstmals in der "Liga der Supersportwagen". Im Interview spricht der zweimalige Le-Mans-Sieger und FIA-Langstrecken-Weltmeister sowie frischgebackene Gewinner des Nations Cup beim Race of Champions über seine Ziele für die Saison und seine Rolle als Teamchef. Das ADAC GT Masters feiert vom 13. bis 15. April in der Motorsport Arena Oschersleben seinen Saisonauftakt. Alle Rennen werden live und in voller Länge von SPORT1 im Fernsehen übertragen.
Ihr Team startet seit 2016 im ADAC GT Masters. Welchen Eindruck haben Sie bisher von der Serie gewonnen?
Timo Bernhard: "Ich verfolge das ADAC GT Masters schon länger und hatte immer die Idee, dass es eine Serie für unser Team sein könnte. Das haben wir 2016 dann umgesetzt. Seitdem war ich bei einigen Rennen vor Ort. Die Serie hat sich sehr gut entwickelt - vor allem in den vergangenen zwei Jahren ist die Qualität des Starterfeldes noch einmal deutlich angestiegen. Das 2018er-Feld ist einfach sensationell. Die Teams, die in diesem Jahr antreten, sind die Creme de la Creme des GT-Sports und waren schon sehr erfolgreich. Das ist für uns eine große Motivation, denn wir wollen auch zu diesen Topteams gehören."
Warum haben Sie sich entschieden, jetzt auch selbst im eigenen Team im ADAC GT Masters zu starten?
"Nach dem Ende des LMP1-Projektes war für mich klar, dass ich für Porsche im GT-Sport weitermachen würde. Ich wollte etwas mit meinem Team zusammen machen, und da hat sich das ADAC GT Masters als deutsche Top-Serie einfach angeboten. Ich mag das Format mit Sprintrennen und Fahrerwechsel. Zudem steigt das Interesse an der Serie immer mehr, und auch das TV-Paket bei SPORT1 ist sehr attraktiv. Natürlich ist es für mich nach zehn Jahren im Prototypensport auch eine kleine Zäsur, aber ich freue mich auf die neue Aufgabe."
Wie wird Ihre Rolle in der Saison aussehen? Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Fahrer und Teamchef?
"An den Rennwochenenden werde ich mich auf die Rolle des Fahrers konzentrieren. Es wird eine neue Situation für mich sein, für mein eigenes Team zu fahren, aber ich denke, wir sind gut aufgestellt. Wir haben Topleute in der Teamführung. Mein Vater kümmert sich als Leiter Technik um die Autos, und bei Klaus Graf als Teammanager laufen alle Fäden zusammen. Während die Autos nicht fahren, bin ich natürlich in alle Prozesse involviert, denn es ist ja auch meine Aufgabe als Teambesitzer, uns nach vorn zu bringen."
Brauchen Sie nach vielen Jahren in LMP1-Sportwagen noch etwas Zeit, um sich perfekt auf das GT3-Auto einzustellen?
"Es gibt sicherlich eine Umstellungsphase. Das letzte GT-Rennen habe ich 2013 bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring bestritten. Viele Parameter aus dem LMP1-Sport spielen bei den GT3-Fahrzeugen keine Rolle - wie zum Beispiel die Weiterentwicklung oder Reifentests. Man muss stattdessen aus den gegebenen Bedingungen das Beste machen. Mich reizt an der Herausforderung aber auch, dass es sehr viele Sieganwärter und Marken gibt. Mit dem Wechsel in den GT-Sport kehre ich wieder zu meinen Wurzeln zurück. In meinen Anfangsjahren als Porsche-Werksfahrer bin ich in vielen GT-Meisterschaften gefahren."
Sie teilen sich das Auto mit Kévin Estre, der parallel für Porsche auch in der WEC antritt. Werden Sie sich etwas von ihm Abschauen können?
"Bestimmt, denn Kévin ist einer der weltweit besten GT-Piloten. Er hat sehr viel Erfahrung und kennt das Auto sehr gut. Er hat 2016 in unserem Debütjahr im ADAC GT Masters vier Siege eingefahren und hat auch im vergangenen Jahr in Spa - beim ersten 24-Stunden-Rennen unseres Teams - eine Topleistung gezeigt. Ich bin sehr froh, dass er mein Teamkollege ist."
Was sind ihre Ziele für 2018?
"Ich glaube, über Platzierungen zu sprechen wäre unseriös. Wir starten in dieser Saison in einer neuen Konstellation, und bei dem starken Starterfeld kann man das Kräfteverhältnis jetzt noch nicht abschätzen. Wir wollen auf jeden Fall besser als 2017 abschneiden, wo unser Team eine Pole, einen Sieg, ein Podium und Platz acht in der Fahrer-Wertung geholt hat. Wie stark wir sein werden, sehen wir erst, wenn es losgeht."
Was erwarten Sie sich vom zweiten Auto des Teams, das von Klaus Bachler und Adrien de Leener pilotiert wird?
"Wir haben 2017 erstmals im ADAC GT Masters ein zweites Auto eingesetzt. Unsere beiden Fahrer waren neu in der Serie. Da war es klar, dass es ein Lehrjahr werden würde. Adrien de Leener bestreitet jetzt seine zweite Saison mit uns. Darüber sind wir sehr froh. Der wichtigste Faktor beim zweiten Auto ist, dass wir Klaus Bachler als Fahrer verpflichten konnten. Er ist ein weiterer Top-Pilot. Er wird - wie ich finde - leider oft unterschätzt. Klaus kennt den Porsche 911 GT3 R und die Strecken sehr gut. Er hat schon um den ADAC GT Masters-Titel gekämpft, und er wird nicht nur Adrien, sondern auch uns als Team helfen. Wir wollen mit zwei optimal besetzen Autos regelmäßig punkten, um auch in der Team-Wertung weiter nach vorn zu kommen. Ich denke, wir sind hier sehr gut aufgestellt."