- Nach 2013 und 2014 ist Dennis Ullrich erneut Champion beim ADAC MX Masters
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„Ulle“ in ADAC-Motocross-Serie erfolgreicher als Nagl, Schiffer und Roczen
München. Still, ruhig, fokussiert. Wer Dennis Ullrich (23, KTM Sarholz Racing Team) abseits der Strecke trifft, kann sich kaum vorstellen, dass der Kämpfelbacher auf seinem Bike sprichwörtlich zum Tier wird. Doch genau diese Metamorphose findet statt, sobald das Startgatter fällt. „Ulle“, wie er in der Szene genannt wird, ist ein Kämpfer, ein Macher, ein Siegertyp. Am vergangenen Sonntag erntete der gebürtige Bayer nun die Lorbeeren für sein diszipliniertes Training und ließ sich nach 2013 und 2014 erneut zum ADAC MX Masters-Sieger küren. Ein Resultat, mit dem Ullrich Geschichte schreibt, ist er mit drei Titeln der erfolgreichste ADAC MX Masters-Pilot aller Zeiten. „Ich bin sehr willensstark. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann tue ich alles dafür, dass mir das auch gelingt“, berichtet der Schützling des KTM Sarholz Racing Teams. Dass er beim ADAC MX Masters nun mehr Titel vorweisen kann als Max Nagl (29, Rockstar Energy Husqvarna Factory Racing Team), Marcus Schiffer (29) oder Ken Roczen (22) macht Ullrich besonders stolz: „Ich habe mich beim Finale in Holzgerlingen klar vor Max positionieren können, womit ich einmal mehr beweisen konnte, dass ich mich nicht verstecken muss. Gerade im Hinblick auf das Motocross der Nationen, das nun noch ansteht, gibt mir das viel Selbstvertrauen“, so der 23-Jährige.
Aufgrund seiner herausragenden Leistung beim ADAC MX Masters und seiner Performance in der Weltmeisterschaft wurde der Kämpfelbacher 2016 zum vierten Mal in Folge in den Kader der deutschen Motocross-Nationalmannschaft berufen. Am 24. und 25. September wird er erneut beim Motocross der Nationen an den Start gehen und bereits zum dritten Mal in der identischen Konstellation mit Max Nagl und Henry Jacobi (19, KTM Sarholz Racing Team) Deutschland bei der sogenannten Olympiade des Motocross-Sports vertreten. Eine Aufgabe, die den erfolgreichen Motocrosser sichtlich freut: „Beim MXoN steht man mit allen Top-Stars der Welt am Start. Klar kenne ich die alle schon von der WM, aber beim MX of Nations ist das noch mal etwas Besonderes. Die Stimmung ist toll, man hält als Mannschaft zusammen und versucht, das Beste aus sich rauszuholen, um die Teamkollegen nicht zu enttäuschen. Das ist in jederlei Hinsicht immer wieder eine neue Herausforderung“, erzählt der Profi-Sportler. Ullrich hatte sich in dieser Saison bei den Grand Prix regelmäßig im Mittelfeld der internationalen Elite-Piloten positionieren können, beim WM-Lauf im französischen St. Jean d’Angely trumpfte er mit einem grandiosen sechsten Platz besonders auf. „Motocross ist mein Leben. Der Sport hat mich quasi von klein auf infiziert, ich wollte eigentlich nie etwas anderes machen als Motocross fahren“, erklärt der dreifache ADAC MX Masters-Champion.
Mit Motocross begann Ullrich im Alter von fünf Jahren. Damals ließ ihn ein Freund auf seinem kleinen Motorrad fahren, was den Jungspund so begeisterte, dass er erst wieder vom Bike abstieg, als der Tank leer war. Mit sechs Jahren fuhr der Steppke dann sein erstes Rennen, ein Jahr später bekam er seine erste Trophäe in der 50er-Meisterschaft im Rahmen des DJMV (Deutscher Jugend Motocross Verband) überreicht. Mit 15 Jahren nahm die Erfolgsgeschichte dann richtig Fahrt auf. 2008 ließ sich der Jugendliche als Deutscher Jugendmeister in der 85er-Klasse feiern und wurde zudem Vize-Meister im ADAC MX Junior Cup, nachdem er sich mit keinem Geringeren als Jeffrey Herlings (22) bis zum letzten Rennen einen Kampf um den Titel geliefert hatte. 2010 stand Ullrich im ADAC MX Youngster Cup ganz oben auf dem Siegerpodest. 2012 holte er den Titel als Deutscher Meister in der MX2-Meisterschaft.
Mittlerweile ist der 23-Jährige seit 18 Jahren auf Motocross-Rundkursen unterwegs und hat sich zum Spezialisten für technisch anspruchsvolle Hartboden-Strecken entwickelt. Die Böden im französischen St. Jean d’Angely sowie in Teutschenthal, Gaildorf und Holzgerlingen liegen dem MX-Star am meisten, hier hat er bisher seine größten Erfolge eingefahren. „Schöne Naturstrecken mit tiefen Spurrillen finde ich super. Da bin ich in meinem Element und kann meine beste Leistung abrufen“, meint der KTM-Pilot. Für seinen Traum, professionell als Motocrosser unterwegs zu sein, opfert er seine gesamte Freizeit. „Ich bin sieben Tage mit meinem Beruf beschäftigt. An den Wochenenden bin ich unterwegs auf Rennen, unter der Woche muss ich trainieren, meine Motorräder in Schuss halten und meine nächsten Reisen organisieren. Das ist wahrlich ein Fulltime-Job, Entspannung gibt es selten“, gesteht der WM-Fahrer.
Unterstützt wird Ullrich bei seinen Rennen von seiner Freundin Vanessa, seinem Mechaniker Robbie sowie seinem Fahrwerkstechniker „Rüdi“, die alle gemeinsam dafür sorgen, dass Ulle sich wohlfühlt. „Ein nettes Umfeld ist unheimlich wichtig für mich als MX-Fahrer. Sie sind jederzeit für mich da und geben mir Kraft. Vor allem bei der WM, wo es zum Teil extrem hart ist, sich gegen die starke Konkurrenz zu behaupten, ist ihr Support von großer Bedeutung“, sagt der 23-Jährige. Eben dieses Umfeld sowie seine Mutter Brigitte und sein Bruder Sven (17) waren es auch, die den neuen ADAC MX Masters-Champion in Holzgerlingen hochleben ließen. Teamchef Burkhard Sarholz hatte im Vorfeld bereits extra Gewinner-T-Shirts drucken lassen, die sie zur Siegerehrung dann anzogen, um ihren Star richtig zu feiern. „Das ist einfach nur unbeschreiblich, was sich am Sonntag in Holzgerlingen abgespielt hat, das muss ich jetzt erstmal sacken lassen, um es richtig begreifen zu können. Zuhause werden wir aber auf jeden Fall auch noch mal eine große Party steigen lassen, um diese erfolgreiche Saison gebührend abzuschließen“, grinst Ulle, der sich in seiner Freizeit am liebsten mit Fahrrad fahren fit hält und sich bei Kino-Besuchen entspannt.
Wie es im kommenden Jahr für Dennis Ullrich weitergeht, weiß er noch nicht, allerdings kündigte der Meisterschafts-Sieger jetzt schon mal an, dass er auch 2017 gern wieder in der beliebtesten Motocross-Rennserie Europas mitkämpfen würde.